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1. Als ich geboren wurde
2. Mein Vater

 

3. Vom Schreiberlink

Ich bin der Schreiberlink, der Schmierfink.

Und ich bin ganz wichtig. Sie schreibt gern und das geht nur mit mir oder mit einem von uns, denn ich habe viele Zwillingsbrüder. Obwohl wir so viele sind, sucht sie immer einen von uns Bleistiften. Sicher sie kann auch mit Kuli schreiben oder Geschichten ganz modern auf dem Laptop abfassen, aber vorher beim Schaffen braucht sie mich. Mittelweiche Spitze, einen griffigen Holzstiel und hinten für alle Fälle einen Radiergummi, mit dem sie nicht etwa einen Buchstaben oder ein Komma wegradiert, sondern – wenn schon denn schon – drei Zeilen auf einmal. Alles Mist, weg damit, sie braucht Platz für einen neuen Gedanken. Sie schreibt ziemlich groß, was wohl daran liegt, dass die Augen mit über 40 nachlassen, aber eine Brille tragen heißt Brille suchen – nein das Wichtigste ist Bleistift suchen! wenn sie loszieht auf Recherche oder aufs Gütle oder auf eine Reise, bei der ihr plötzlich eine Idee für eine Geschichte kommt. Angeschärft muss ich schon sein und mittelweich, die harten Minen taugen nichts, da kann sie ja ihre eigene Schrift nicht mehr lesen.

Ja ein Kuli ist farbecht, hat sich nur dadurch unbeliebt gemacht, dass er immer gleich an den Fingern klebt. Wenn sie beispielsweise in einem abgedunkelten Theater oder Konzertsaal schreiben muss, dann legt sie den linken Zeigefinger auf die zuletzt beschriebene Zeile, so dass sie mit der rechten Hand darunter weiter schreiben kann. Außerdem kann ich auch senkrecht oder über Kopf schreiben oder bei einem Nachbarn auf dem Rücken. Mich braucht sie, wenn die Einfälle fließen, ich rutsche übers Papier ganz nach ihrem Willen. Ich mucke nicht, wenn sie kein »normales« Schreibpapier zur Hand hat, sondern nur das einer Milka Schokolade, auch darauf kann ich eine Geschichte verfassen. Könnte das ein PC? Nein, der hat ja schon bei einem normalen Blatt Papier Probleme. Wenn es nicht ganz gerade millimetergenau ausgerichtet eingefügt wird, zerknautscht er es, spuckt es wieder aus. Ein Laptop selbst – zum Mitschleppen gedacht – braucht Strom, macht Licht, spuckt Töne, wenn ringsum alles ruhig ist, nur um aufzufallen. Er ist ein Wichtigtuer ein »He schaut her ich schreibe – Angeber«. Den braucht sie nicht - so was ist ihr peinlich. Ihr Laptop ist nur der Abschreiber im Büro, auf dem sie abtippt, was ich geschrieben habe. Weil es eben formgerecht sein muss, rechtsbündig und mit 60 Zeilen pro Anschlag, Schriftgröße zwölf, Times New Roman.

Ich bin nur der Schmierfink, aber ich bin der Kreative, der eigentliche Schreiberlink.

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